Beginnen wir mit dem Begriff der Volatilität.
Volatilität ist ein Mass für die Schwankung einer Aktie. Je höher die Kursausschläge desto höher die Volatilität.
Die historische Volatilität (basierend auf den bereits bekannten Kursen) kann man berechnen:
http://www.stw-boerse.de/techno/portfolio/02.htm
Danaben wird für den Optionen-Handel mit der
"Impliziten Volatilität" - also der angenommenen, geschätzten - gerechnet. Die Implizite Volatilität ist der einzige Parameter, den der Emittent eines Warrants während der Laufzeit frei anpassen kann. Er wird dies auch täglich tun, um die Preise seiner Warrants entsprechend zu beeinflussen.
Wichtig zu wissen ist: Je höher die Implizite Volatilität umso teurer werden Warrants.
Dies gilt sowohl für Calls als auch für Puts.
Das beantwortet auch eine Frage, die sehr häufig von Warrant-Anfängern gestellt wird:
"Gestern ist UBS gestiegen aber meine UBS-Calls sind gleich geblieben/gesunken. Warum?"
Die Antwort: Der Anstieg der UBS hat zwar den Wert des Calls erhöht aber gleichzeitig hat der Emmitent die Implizite Vola gesenkt und entsprechend den Warrant-Preis wieder gesenkt.
Natürlich kann der Emmitent das Spiel auch umgekehrt machen indem er bei fallenden Kursen die Implizite Vola erhöht und somit den Kursverlust durch IV-Gewinn wettmacht.
Das Verständnis der Impliziten Volatilität ist sehr wichtig, denn jetzt kommt's:
*** Man nehme sämtliche Warrants, die auf die Top 100 Aktien des SP500 emmitiert sind und bilde einen Index über die Impliziten Volatilitäten all dieser Warrants. Das Ergebnis ist der VIX. ***
Soweit zur technischen Erklärung des VIX, die soweit eigentlich überhaupt nichts bringt, weil sich noch niemand unter diesem Wert etwas vernünftiges vorstellen kann.
Fragen wir also nach der Aussagekraft des VIX, dann wird's spannend!
Der VIX steigt, wenn die Implizite Vola steigt und die Implizite Vola steigt, wenn die Kurse sich stark bewegen.
Frage: Wann bewegen sich Kurse stark und wann schwach?
Antwort: Kurse bewegen sich stärker nach unten als nach oben. Wenn Kurse fallen, steigt der VIX, wenn sie steigen, fällt der VIX.
Das kann man sehr gut psychologisch begründen, indem man "fallende Kurse" durch Angst und "steigende Kurse durch Gier ersetzt.
Gier ist etwas, was sehr langsam wächst. Man sieht, dass die Kurse steigen, hört die positiven News in den Nachrichten und will auch dazugehören. Also kauft man Aktien und treibt damit die Kurse weiter in die Höhe. Manche Leute tun dies schon zu Beginn einer Hausse andere erst nach Wochen, wenn sogar die Medien darüber berichten. Da also nicht alle Käufer gleichzeitig kommen, werden die Kurse langsam aber stetig ansteigen.
Anders bei der Baisse: Sobald die schlechten Nachrichten kommen und die Kurse abbröckeln verkaufen alle - und zwar gleichzeitig!
Das ist dann ähnlich wie im Theater: Es dauert eine Stunde vor Vorstellungsbeginn bis sich der Saal gefüllt hat. Ist aber der Vorhang gefallen, wollen alle gleichzeitig zur selben Tür hinaus.
Der VIX ist also ein Indikator für die Angst!!
Und das können wir nun kalten Arsches ausnützen, um Crashes zu erkennen.
Auf der untenstehenden (leider etwas älteren Grafik) sieht man seht gut, dass der VIX ein ausgezeichneter Signalgeber ist, wenn es darum geht, aktuelle Bottoms herauszufiltern.
Steigt der VIX auf einen Wert um 50, dan bedeutet dies nichts anderes als eine katastrophale Stimmung mit panikartigen Verkäufen. Solche Crashes sind natürlich für kühl überlegende Rechner die idealen Einstiegspunkte. Am 10. Oktober z.B. war der VIX bei 49.6 als die Börse nach oben gedreht hat.
Seit 1997 hat der VIX sehr gute Einstigssignale geliefert. Bei Tiefstpunkten lag er meist um 50. Bei Tops ist der VIX allerdings kaum brauchbar. Auf der Grafik wurden zwar bei den Tops der Börsen jeweils Tiefstände von VIX=20 erreicht aber heute gilt dies nicht mehr so unbesehen. Der VIX lag (soweit ich mich erinnere) um die 30, als am 12. März die Sommerrally 2003 begann.
Marcus